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Gedanken von Sr. Christiane – Am Ende das Licht

Wir gehen auf Ostern zu.

Kaum zu glauben, ein Jahr lang schreiben wir Virusgeschichten mit Öffnen und Schließen – Möglich und Nicht möglich, mit Einschränkung und Freiraum. Können wir sagen, am Ende das Licht? Oder gilt jetzt mehr das Wort: „Wir haben nicht zu wenig Geld im Beutel, sondern zu wenig Zuversicht im Herzen.“ Gerade in schwierigen, herausfordernden Zeiten, wo wir im Wechsel zwischen Hoffnung und Rückschlag, hin und hergerissen sind, brauchen wir Zuversicht im Herzen – „notwendend.“

Zuversicht, wo kommt sie her, wie kann ich sie stärken, wie bleibt sie fest als Traggrund in meinem Herzen? Schönstes und kraftvollstes Bild zeigt uns die Natur in den jeweiligen Rhythmen der Zeit.

Da ist der Aufbruch im Frühling. Die Kraft der Sonne wärmt das Erdreich. Ja wahrlich reich ist die Erde: gesammelte, geballte Kraft - aus der Winterruhe geschenkt – bereit zum Keimen und Knospen. Es ist immer gut, wenn der Boden stimmt.

Alles Leben lechzt nach Sonne und Licht. Diese Kraft liegt in der Natur des SEINS. 

Auch in uns meldet sich dieses Lechzen, eine Ursehnsucht! Erste Frühlingszeichen treiben uns hinaus und die Freude ist kindlich groß, wenn wir zartes Aufblühen auf unseren Wegen entdecken. Nicht umsonst gibt es den schönen Brauch, bunte Ostereier in tiefen Ackerfurchen zu verstecken, noch dazu tut das der Osterhase! Welch starker Glaube und Ausdruck für Leben und Fruchtbarkeit!

Wir stehen da vor einem großen Geheimnis: Es ist nicht alles sofort zu haben! Alles hat seine Zeit, alles ist im Kommen und Gehen – im Auferstehen, immer neu im Anbeginn, im Wachsen und Werden, im Reifen über den Sommer hinaus, in den Spätherbst hinein. Da drängt sich das Wort in den Sinn: „Frucht bringen in Geduld!“ Die Natur ist uns dazu Vorbild! Die Knospe ist noch nicht die Frucht, aber in der Knospe liegt bereits die Frucht - das Ganze, das Ausgereifte, die Fülle. Die gesamte Schöpfung ist mit Weisheit bedacht, sagt uns das Schriftwort.

Im Keim ist bereits Hoffnung auf Ernte in Sicht. „Etwas ist in Sicht!“  Davon kommt das schöne Wort, Zuversicht. Tragen wir sie im Herzen und bedenken wir das Geheimnis, das allem Leben grundgelegt ist. „Werft eure Zuversicht nicht weg, sie birgt großen Lohn – in sich!“ In der Knospe die Frucht! Im Korn das Brot! Darum die innige Bitte im vertrauten Wort: „Brot und Salz, Gott erhalt‘s!“ Nicht einmal lassen müssen wir den Keim des Anfangs, die schöne Blüte, sie wandelt und entfaltet sich „wie von selbst“ hinein in den Geschmack des Lebens. „Ihr seid das Salz der Erde“, heißt das nicht, sorgt für den Geschmack, macht was draus!  Wie lieben wir den Morgenduft aus Bäckers Stube! Oder wie gerne greifen wir nach der ausgereiften Frucht am Baum, köstlich für unseren Gaumen.

Und doch wissen wir, Reifen ist nicht immer angenehm.  Jeder Baum wird vom Wind durchgeschüttelt, den Wetterstürmen zum Trotz, oder auf Grund von Stürmen bringt er Frucht. Ebenso das andere sinnhafte Wort: „Jeder Brotloab muaß in Ofen!“  verdeutlichen uns dieses Gedulden – Überdauern auf Grund der Hoffnung, dass sich Zeiten wenden; doch: Am Ende das Licht!

Alles hier Gesagte gilt auch uns Menschen.

Wir sagen von einer werdenden Mutter: sie ist in der Hoffnung! Leider ist dieser Ausdruck nicht mehr so vertraut, aber es liegt alles drin: Im zarten Anfang menschlichen Lebens - das ganze Heil, die höchste Würde, Abbild und Nachbild Gottes: Werde was du bist! Alles ist grundgelegt für das menschliche Werden, Wachsen und Reifen: das Ur - Vertrauen ins Leben; die Ur – Sehnsucht nach Licht und Liebe, der Ur – Grund unerschütterlichen Glaubens, gepaart mit der Hoffnung, denn sie lässt uns nicht zugrunde gehen, auch dann nicht, wenn uns  Boden und Grund unter den Füßen zerrinnen! Ohne Karwoche kein Ostern! Glaube ist: in den Dornen das Rosenblühen sehen und im Dunkel sich erinnern an das, was wir im Licht gesehen haben. „Und der Glaube trägt das Licht“, sagt uns ein schönes Lied.

Tragen und bewahren wir diese Zuversicht im Herzen, bis über den Tod hinaus - Am Ende das Licht.

Schwester Christiane